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Fleischfressende Pflanzen richtig pflegen, füttern und gießen

Inhaltsverzeichnis

 

Wie pflanzt man fleischfressende Pflanzen ein?

Abgesehen von den üblichen Ausnahmen, bevorzugen nahezu alle Karnivoren helle bis sonnige Standorte. An ihren natürlichen, oftmals sehr lebensfeindlichen Standorten gibt es kaum Schattenquellen durch höheren Bewuchs. Unterscheiden sich plötzlich die Lebensbedingungen stark, verändert die Pflanze möglicherweise ihr Wesen. Sie wird größer und reckt sich ins Licht. Ebenso können sich die Fallen zu Blättern zurückbilden, um Photosynthese zu betreiben. Der Faktor Licht darf bei fleischfressenden Pflanzen nicht unterschätzt werden.

 

Welche fleischfressenden Pflanzen Arten gibt es?

Viel Licht benötigen Byblis, Dionaea, Drosophyllum, Heliamphora, Roridula und Sarracenia.

Normale Tageslichtverhältnisse eignen sich für Aldrovanda, Cephalotus, Darlingtonia, Drosera, Genlisea, Nepenthes (Hochland), Pinguicula und Utricularia.

Helle bis absonnige Lagen sind für Nepenthes (Tiefland) und verschiedene Pinguicula-Arten möglich, beispielsweise Ostfenster.

Man macht keinen Fehler, für die Kultur von fleischfressenden Pflanzen das Südfenster zu wählen. Im Winter reicht das Licht für manche Arten nicht aus. Daher pflanzen Karnivoren-Liebhaber die Gewächse in Terrarien, die mit künstlichem Zusatzlicht ausgeleuchtet werden. Diese geschlossenen Kulturräume haben den weiteren Vorteil, dass eine hohe Luftfeuchte vorherrscht. Fast alle fleischfressenden Pflanzen stammen aus Sümpfen oder Feuchtgebieten. Die gefordert hohe Luftfeuchtigkeit am Südfenster auf der Fensterbank in offener Topfkultur zu erreichen, ist eher schwierig. Regelmäßiges Besprühen über einen kurzen Zeitraum oder längerfristig ein Minigewächshaus können bessere Lebensbedingungen schaffen.

Als Substrat verwendet man Karnivorenerde. Die Spezialerde ist absolut nährstoffarm, feuchtigkeitsspeichernd und kalkfrei. Alternativ kann man Hochmoortorf mit etwas Quarzsand als Kultursubstrat mischen.

 

Brauchen fleischfressende Pflanzen ein Terrarium?

Für die Kultur der Karnivoren empfiehlt sich keine offene Topfkultur, sondern ein Minigewächshaus. Es wird zum Mini-Sumpfbeet umfunktioniert. Mehrere kleine Blumentöpfe werden verkehrtherum in das Gefäß eingesetzt. Sie dienen als Wasserspeicher. Die Schale wird mit Substrat aufgefüllt und die Karnivoren eingesetzt. Etwas Moos und kleinere Wurzeln sorgen für die entsprechende Mooroptik. Anschließend wird die Pflanzung ausgiebig gewässert. Die Erde muss stark durchfeuchtet bis nass sein. Im Anschluss wird die Karnivorenpflanzung abgedeckt, damit sich eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit bilden kann.

 

Wie werden fleischfressende Pflanzen gepflegt?

Karnivoren zählen zu den Liebhaberpflanzen und sind nicht immer ganz einfach. Wenn man ihre individuellen Ansprüche berücksichtigt, wachsen sie unkompliziert. Grundsätzlich benötigen sie neben Helligkeit eine hohe Luftfeuche, die nur in geschlossenen Räumen (z.B. Terrarien oder Minigewächshäusern) erreicht wird. Bei einigen Arten sind bis 100% Sättigung erforderlich. Trockene Heizungs- und Zimmerluft setzen den insektenfressenden Pflanzen zu. Langfristig ist die Anschaffung eines Hygrometers ratsam, das die Luftfeuchtigkeit misst und Feuchtigkeitsbedarf anzeigt. Verwendet man ein Minigewächshaus am Fenster, sollte im Sommer gelüftet werden. Der kleine Raum kann sich so stark erwärmen, dass Pflanzengewebe verbrüht.

Nährstoffe sind nicht notwendig, ganz im Gegenteil: Sie sind schädlich. Karnivoren ziehen ihren Bedarf aus den Insekten bzw. ihrer Beute. Sie gelangen beim Lüften von Duftstoffen angelockt.

Wie gießt man fleischfressende Pflanzen?

Gewässert wird ausschließlich mit kalkfreiem Leitungs- oder besser Regenwasser.

Im Winter gibt man den meisten Karnivoren eine Winterruhe. Sie erhalten bei 5 bis 10 Grad einen kühlen hellen Platz, z.B. im Treppenhaus oder in ungeheizten Räumen. In der Ruhephase dürfen sie keiner direkten Zugluft ausgesetzt werden und ihr Feuchtigkeitsbedarf sinkt deutlich. Die Erde bleibt noch feucht, aber darf keine Staunässe mehr aufweisen.

 

Wie füttert man fleischfressende Pflanzen?

Bei Kindern ist das Füttern von fleischfressenden Pflanzen ein beliebter Spaß. Langfristig schädigt es jedoch die Pflanze. Karnivoren sind genügsame Geschöpfe. Ihnen reicht aus, was auf natürlichem Wege in die Falle tappt. Bei der Venusfliegenfalle funktioniert das Zuschnappen zirka fünf Mal und danach stirbt das Blatt ab. Bei größeren Insekten sogar nur einmal. Künstliches Füttern bringt die fleischfressenden Pflanzen aus dem Gleichgewicht, denn es müssen mehr Enzyme zur Verdauung der tierischen Nahrung gebildet werden.

 

Welche Verwendung habe fleischfressende Pflanzen?

Karnivoren sind außergewöhnliche Pflanzen, die größtenteils als Zimmerpflanzen gehalten werden. In offener Topfkultur haben sie durch fehlende Luftfeuchtigkeit ein beschränktes Leben. Besser sind sie in geschlossenen Kulturräumen, beispielsweise Orchideenfenster, Minigewächshäuser oder Terrarien aufgehoben. Einzelne Arten, z.B. Schlauchpflanzen, sind hierzulande frosthart und können im Moorbeet oder am Teichrand einen Platz finden.

 

Eignen sich fleischfressende Pflanzen gegen Fliegen?

Fleischfressende Pflanzen gezielt zur Insektenbekämpfung einzusetzen, ist ein schöner Gedanke und zum kleinen Teil auch praktikabel. Selbstverständlich gehen Fliegen, Mücken oder Plagegeister Sonnentau und Co. in die Falle, aber nur in geringem Maße. Bis das Insekt verdaut ist und die Karnivore erneut jagen kann, sind einige Tage bis wenige Wochen verstrichen.

 

Weitere Informationen

Ihr Name klingt nach Gefahr, doch muss man nicht um sein Leben bangen. Fleischfressende Pflanzen sind außergewöhnlich in der Botanik und überaus reizvolle Pflanzenwesen. Kennern sind sie eher als Karnivoren (Latein = Fleischfresser) oder Insektivoren (Latein = Insektenfresser) bekannt. Sie haben ihre Blätter so verändert, dass sie damit Insekten oder Kleinsttiere fangen und verdauen können. So decken diese Pflanzen ihren Nährstoffbedarf, denn vielfach leben sie an Extremstandorten. Sie sind an lebensfeindlichen Orten beheimatet, beispielsweise Moore, Sümpfe oder blanke Felsen. Ohne diese besondere Ernährungsweise würden die Pflanzen an ihren Naturstandorten verhungern, denn ihnen würde lebensnotwendiger Stickstoff, Phosphat und Kalium in ausreichender Menge fehlen. Diese Elemente sind die Voraussetzung für Photosynthese und pflanzliches Leben. Um dem Hungertod zu entgehen, haben sich die fleischfressenden Pflanzen so evolutionär entwickelt, dass sie ihren Bedarf durch Anlocken, Fangen und Verdauen von tierischen Organismen decken.

Karnivoren sind auf der ganzen Erde verbreitet. Etwa 1.000 Arten verteilt auf 17 Gattungen besagt die botanische Taxanomie. Es ist wohl wahr, dass die meisten von ihnen aus warmen oder tropischen Regionen stammen. Aber nicht ausschließlich, denn auch in unseren Breiten lassen sich in Mooren Arten des Sonnentaus (Drosera) und des Fettkrautes (Pinguicula) finden. Nährstoffarme Gewässer sind der Lebensraum des Gemeinen Wasserschlauches (Utricularia vulgaris), der mehrheitlich unter Wasser lebt. Die Gebiete der etwa 15 heimischen Karnivoren stehen unter Schutz. Unter Pflanzenliebhabern sind Schlauchpflanzen (Sarracenia) aus Nordamerika populär. Einige wenige Arten sind beliebte und frostharte Sumpfpflanzen für den Teichrand oder das Moorbeet.

Die fleischfressenden Pflanzen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Markant sind ihre verschiedenen Fallentypen:

  • Klebefallen – Ein klebriges Sekret auf den Blättern oder Tentakeln lockt Insekten an, die haften bleiben und durch Pflanzenenzyme verdaut werden (z.B. Sonnentau, Fettkraut oder Taublatt)
  • Klappfallen – Die spektakulärste Fangtechnik mit zwei reflexartig schließenden Blatthälften, die durch Härchen ausgelöst wird und die Beute im Hohlraum durch Enzyme verdaut wird (nur bei der Venusfliegenfalle)
  • Saugfallen – Nur unter Wasser funktionierende Fangtechnik, bei der durch Unterdruck Wasser und Beute schlagartig eingesaugt werden (z.B. Wasserschläuche)
  • Fallgrubenfallen – Einfache Fangtechnik bei der das Insekt in einen schlanken glatten Hohlraum fällt und nicht mehr entweichen kann (z.B. Krugpflanzen, Kannenpflanze oder Schlauchpflanzen)
  • Reusenfallen – Den Fallgrubenfallen sehr ähnlich, nur dass Haare eine Flucht der Beute unmöglich machen (z.B. Papageien-Schlauchpflanze)

 

Obwohl sich die Fangtechnik unterscheidet, ist der Prozess immer ähnlich. Kleinstlebewesen werden durch Duftstoffe angelockt, tappen in die Falle und werden durch Pflanzenenzyme verdaut bzw. mineralisiert. Die in Kultur befindlichen Karnivoren leben von Insekten. In tropischen Regionen gibt es hungrige Pflanzen, die sogar vor kleinen Fröschen nicht halt machen. Ein Mythos aus frühen Entdeckerzeiten ist und bleibt die menschenfressende Pflanze.

Die meisten fleischfressenden Pflanzen werden als Zimmerpflanzen gehalten. Besonderes Interesse wecken sie bei Kindern, die sie begeistern den Nachwuchs und finden in Terrarien ihren Platz.

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